Die Schuldfrage
Wie oft im Leben tragen oder übernehmen wir für etwas Schuld…?

Herzlich willkommen liebe Freunde und LeserInnen!

Angestoßen durch einen kürzlichen Post auf bekannter Plattform und einer anschließenden Darlegung des bekannten Autors, möchte ich heute selbst dieses Thema aufgreifen bzw. Hinterfragen.

Es ging konkret um "die Schuld des Mannes"
Um die Vorstellung, dass die Männer über Millionen von Jahren hinweg darauf getrimmt worden seien, zu kämpfen und zu erobern. In all diesen Zeiten seien die Männer dafür belohnt worden mit den schönsten Frauen, Reichtum, Ruhm. Dann irgendwann habe sich das Blatt wohl gewendet und Männer seien auf die Anklagebank gerückt worden. Schuldig für die Kriege dieser Welt, die Ausbeutung des Planeten, die Unterdrückung der Frauen, die Unerfülltheit der Frau, das Versagen der Kinder.
Der Spot läge nun auf den Männern, es bräuchte jedoch keine Feministinnen, Mütter oder Geliebte, um zu wissen, dass die Männer schuldig seien.

Es gäbe nach bisherigen Erfahrungen nicht einen Mann, der nicht – zumindest zuletzt in einem Zweiaugengespräch – zugegeben hätte, dass er sich offen oder insgeheim, schuldig fühlte. Der Autor sprach davon, dass Männer nicht schuldig seien, aber viele sich schuldig fühlten, sich deshalb unterwürfig verhielten oder gegenteilig protestierten.
Wie gingen Männer nun mit der Schuld um? Ignorierten die Männer weiterhin trotzig ihren Anteil an der Weltgeschichte, knickten sich wehleidig ein und fühlten sich mies? Ließen sie sich von unbewussten Schuldgefühlen kastrieren und richteten sich nicht mehr zu vollen Größe auf? Oder übernähmen sie Verantwortung für deren Shit, vergäben sich und holten sich Kraft zurück?

In einem ergänzenden Statement des Autors wurde dann noch ausgeführt, dass er das Wort "Schuld" bewusst, vor allem aufgrund seiner zumeist negativen Assoziationen gewählt hätte. Zum Anderen, weil es auch eine "gute Schuld" gäbe, wenn Man(n) und Frau für etwas bewusst Verantwortung übernähme. Diese "gute Schuld" machte nicht klein, sondern ermächtigte.
Beispiel: Wenn man einem anderen Menschen Geld schuldete, sei dies kein Grund, sich mies zu fühlen, sondern integer, diese Schuld zu begleichen. Ich wäre jedoch versucht, hinsichtlich Schuldfrage hier "Unterscheidungen zu treffen. Wenn ich Geld schulde, welches ich mir ausgeliehen habe, dann ist dies ein sachliches Geschäft. Punkt. Wenn ich jedoch z.B. jemanden absichtlich verletze, dann wird hinsichtlich Schuldfrage hier ein "Verschulden" eher diese Schuld benennen. Der Vergleich hinkt also dezent.

Er führt auch an, dass frühere Indianerstämme und deren Perspektive, zum Thema Verantwortung immer sieben Generationen zurück und sieben nach vorne zu denken, er selbst sehr schätze.
Er fühle somit als Mann und Mensch eine tiefe Verantwortung, es besser zu machen. Das sei er denen, die lebten und denen, die noch kämen, sehr gern schuldig.
(Jeder mag natürlich für sich halten, wie er/sie es selbst für richtig halte).

 

Dies stand also als Thema / Aussage im Raum.

Und wer mich mittlerweile kennt, könnte erahnen, dass ich das – jetzt rein für mich – so nicht stehenlassen kann. laugh

Selbstverständlich – auch ich möchte eindringlich festhalten: Jeder darf für sich denken und annehmen, was er/sie will! Jeder trägt seine "Verantwortung"!


Nun…
…zur Aussage also meine Gedanken:

Da es in einem folgenden Kommentar dann aufgeworfen wurde…  "Schuld" hat für mich eine bestimmte Bedeutung.

Gerne darf ich dazu einmal die hinlängliche Definition darstellen… bzw. sie im Folgenden der einer Verantwortung gegenüberstellen, um zu verdeutllichen:

"Schuld oder Verschulden steht für:
    Schuld (Ethik), verschiedene ethisch-philosophische Begriffe
    Schuld (Strafrecht), im Strafrecht Deutschlands die Vorwerfbarkeit einer Straftat
    Verschulden, Vorwerfbarkeit eines zivilrechtlichen Delikts
    Verschuldung, der Prozess des Schuldenwachstums
    Schuld (Privatrecht), Leistungspflicht des Schuldners
    Schulden, speziell monetäre Rückzahlungsverpflichtungen
    Schuldgefühl (Psychologie), bewusste oder unbewusste Überzeugung, etwas Falsches getan zu haben
    im religiösen Verständnis der abrahamitischen Religionen die Verpflichtung vor ihrem Gott, siehe Sünde"
(Quelle: Wikipedia)


Zuerst also zum Text des Autors, bezüglich Schuld…

Ich denke, die Geschichte hat dahingehend ausreichend Beispiele aufgezeigt, dass in der Tat der Mann die Rolle des "Kriegers", Kämpfers u. dgl. trug.
Um dieses Thema auszureizen, könnte man vermutlich in der bisherig festgelegten Entwicklungsgeschehen (z.B. nach Darvin) zurückgehen bis zum "Anfang"… ständig wurde der Mann als das "starke Geschlecht" über diverse Handlungen im Außen definiert.
Es gibt somit – alleine schon aufgrund der gesetzten Handlungen – wenig bis gar nichts zu bestreiten, ignorieren etc.

Auch wurde der Begriff "Schuld" schon seit Äonen von gewissen Menschen dazu benutzt, um klein zu halten, zu begrenzen, zu nötigen, ja teils sogar um sie zu "vernichten", u.v.m.

Ob es nun im Sinne einer Schuld bzw. den "vorauseillenden Taten" derjenigen zuzuordnen sei, dass aufgrund dieser Handlungen im Außen, den Männern nun die schönsten Frauen, Reichtum und Ruhm zugefallen wären…
Mein erster Impuls geht nun dahin: "Und sie lebten glücklich und zufrieden…"

Zum Einen beinhaltet für mich diese Aussage eine erhebliche Verallgemeinerung. Denn ALLE Männer waren davon wohl eher kaum betroffen. Sondern nur jene, die sich wohl besonders gut in Szene setzten. Ist das im Heute aber im Grunde genommen anders?

Worauf sich dies begründen mag… z.B. über besondere Rücksichtslosigkeit… das überlasse ich jedermans eigener Fantasie. Eine festgehaltene Geschichte berichtet – meiner Erkenntnis nach – nur immer von Jenen, die sich in irgendeiner Weise "besonders" hervorgetan haben. Wer aber spricht von den Milliarden von Menschen, die ihr Leben lebten. Sich nie irgendwo großartig hervortaten, es gar nicht konnten? Jene, die schweigend die bestehenden Vorgaben einer Gesellschaft mittrugen, teils unter dem ständigen "Damokles-Schwert", bei Nichtbefolgung selbst Repressalien ausgesetzt zu sein? Was mit jenen, die zur Not im Geheimen "anders" lebten…?

Ich stelle dem jedoch entgegen, dass es dazu – ganz im Sinne einer Polarität – wohl auch hier zwei Seiten benötigte: Jene, die sich präsentieren, die Vorgaben aufstellen… und jene, die diesen folgten, sie anhimmelten, verehrten, … was auch immer. Zu Begehrtheit, Ruhm etc. verhalfen. Niemand wird ohne "Hilfe" "berühmt". Zum vermeintlichen "Helden"…

Die Aussage nun, dass es – zusammengefasst – nun Frauen dazu benötigte, um den Männern die Schuld "dafür" (vermutlich bezogen auf Bereiche wie "Unterdrückung der Frau") zu verdeutlichen…
Das wiederum nun befremdet mich zutiefst.
Ja… es gab Protestbewegungen der Frauen, um diverse Normen, Regeln zu ändern, aufzuheben.
Einerseits nun, sähe ich mich – fokussiert einzig auf meine Verantwortung, auf mein Leben, auf mein Jetzt – in keiner Weise veranlasst, mir diesen Schuh anzuziehen, für vergangene Generationen Schuld zu übernehmen!
Zum Anderen könnte jede Frau… ja bishin zum lieben Gott persönlich, vor mir stehen und mir etwas von einer Schuld erzählen wollen. Wenn ich selbst nicht bereit wäre, mir diese anheften zu lassen.
Ich könnte somit Zweiaugengespräche führen, soviel ich will… aus den tiefsten Tiefen meines Inneren heraus kann ich keine Schuld entdecken oder fühlen.

Ich – für mich selbst – benötige im Heute keine Frau, die mir aufzeigt, dass sie z.B. "gleichwertig" sei (ich mag diesen Ausdruck so gar nicht…). Ich benötige keine Frau, um in mir Anerkennung zu schaffen. Das alles "funktioniert" aus einer inneren Offenheit "von selbst" heraus. Und grade deshalb: weshalb sollte ich mich also mit einer Schuld der Vergangenheit beladen?
Heute ist mein Ist. Heute ist meine Gelegenheit. Nicht gestern. Nicht morgen.

Das, was zu früherer Zeit geschah, von früheren Generationen gelebt wurde, war deren Ding. Deren "Verantwortlichkeit".
Ob dies aus heutiger Zeit "richtig" war, oder "falsch"… stünde es mir wirklich zu, dies zu be- oder verurteilen?

Vor allem gibt es dazu ja bekannte Sprüche: "Im Nachhinein ist gut reden!", "Mit voller Hose ist gut stinken!" NACH einem Geschehen behauptet man sich immer gerne schlauer. IN der jeweiligen Begebenheit im damals aber… da war man einen freuchten Kehricht schlauer. Wäre man es dortmals schon gewesen, dann wäre es auch anders gelaufen. Ist es aber nicht. Der "armseelige" menschliche Geist konstruiert sich in seiner Ängstlichkeit nur höchst gerne eine passende Rechtfertigung, um mit dem Geschehen irgendwie zurande zu kommen!

Bevor man nun über mich richtete… ein doch noch immer emotionell sehr aktives Beispiel:
WW II – WordWar II – ein Typ wie Hitler, seine Schergen und deren Tun. Samt denen, die ebenso Gräueltaten in der sogenannten Gegenwehr begingen…
Aus einem menschlichen Verständnis ist alles, was einer Unterdrückung, einer Zerstörung von Leben… insgesamt was Eingriff in anderer Menschen Verantwortung und Recht geht, für mich "falsch". Aus einem mir geschenkten Bewusstsein.
Ich kann… und werde diese Taten niemals gutheißen!

Worauf ich jedoch hinaus will: Soll ich mir zum Beispiel jetzt "die Schuld der Männer" auflasten von Männern, die vor mir gelebt haben? Gibt es tatsächlich eine Generationenhaftung? Sippenhaftung?
Trage ich "Schuld" an dem, dass man in einem damaligen römischen Reich, geführt von Männern, einen Mann namens Jesus an ein Kreuz nagelte? Ein dahingehended propagierte Glaube möchte mir dies vielleicht (zumindest indirekt) gerne einreden. Ist aber nicht!

Habe ich "Schuld" zu tragen am Verhalten Steinzeitmenschen, wo Männer bereits begannen, sich um Besitz, mit Steinkeulen die Schädel einzuschlagen? Wie weit geht es zurück?
Und im Gegenzug: Nehme ich das Jetzt, das Heute…: Wäre ich je mit Schuld zu bedenken, für Handlungen, die zum Beispiel mein Bruder setzte?
Oder gar in einer Zukunft? Bin ich schuldig für das, was zum Beispiel mein Sohn irgendwann täte…? Ist das tatsächlich so?

Und liebe Damen, Frauen in meiner Leserrunde…  Nehmt mir folgendes Statement nun bitte in keiner Weise übel!
Aber… trugen Frauen denn – seit Anbeginn – nicht ihre Art von Kriegen aus? Vielleicht gänzlich anders, viel leiser, geführt…?
Wollt Ihr Euch deshalb nun die Schuld derer aufbürden, die vor Euch waren?

Wäre diese Thematik dann in einer eigenartigen Weise, definitiv Abschiebung von Verantwortung?
Weil "DIE" so waren, dachten, handelten…
Was uns selbst betrifft: Wäre mein Vater zum Beispiel noch so ein "kleiner Patriarch" gewesen, hätte das so gelebt… Wäre ich nun schuldig, für sein Verhalten? Selbst wenn ich dieses im Heute 1:1 auch so auslebte?
Oder bin ich vielmehr einzig dafür verantwortlich (nicht schuldig), was ich in meinem Leben tue…?

 

Zur Verantwortung, Verantwortlichkeit

Als Ergänzung zur Definition Schuld, hier folgender Eintrag:
"Schuld als Verantwortlichkeit
Schuld wird der folgend beschriebene Zustand genannt: wenn jemand für einen Verstoß gegen eine durch sittliche, ethisch-moralische oder gesetzliche Wertvorstellung gesetzte Norm verantwortlich ist. Beispielsweise kann dies der absichtliche Verstoß gegen ein Verbot (zum Beispiel Diebstahl) oder auch der fahrlässige Verstoß gegen ein Verbot (zum Beispiel Fahrlässige Tötung) sein. In der Regel wird davon ausgegangen, dass nur eine einzelne Person für ihre Schuld einzustehen hat und ihr die Schuld anderer nicht zurechenbar ist. So werden die Vererbbarkeit von Schuld und das Einstehenmüssen einer Gruppe für die Schuld anderer (Kollektivschuld, Sippenhaft) häufig abgelehnt. Schuld ist demnach höchstpersönlich.

Als Voraussetzung für Schuld wird meist angenommen, dass der Schuldige die Wahlmöglichkeit hatte, die als schlecht definierte Tat zu unterlassen. In der Philosophie wird die Schuldfähigkeit deshalb oft auf die Willensfreiheit zurückgeführt. Nach der Theorie des Determinismus, welche bei rückschauender Betrachtung das Handeln des Menschen in anlage- und umweltbedingten Bestimmungskräften begründet sieht, ist in Ermangelung der Fähigkeit des Menschen, sich frei zwischen Gut und Böse zu entscheiden, dem Schuldprinzip der Boden entzogen."
(Quelle: Wikipedia)

Im ersten Absatz wird also angenommen, dass Schuld über den Begriff "Übernahme der Verantwortung" entstünde, wenn Verstöße gegen Wertvorstellungen, Normen etc. stattfänden. Auch, dass Schuld nicht vererblich sei.

Im zweiten Absatz wird hier etwas aufgeführt, was wir auch durch unser tägliches Leben mühen: die vermeintliche Wahlmöglichkeit!
Doch… bei genauerem Hinsehen…  WANN genau entsteht immer dieser Eindruck der angeblichen Wahlmöglichkeit?
Im Nachhinein!
Wir alle erkennen erneut den bekannten Spruch: "Im Nachhinein ist man immer schlauer"
Zum Zeitpunkt des Geschehens besteht keine wirkliche Wahlmöglichkeit. Dies ist so gesehen eine Fiktion des Geistes!
Nein etwa?

Na dann lasst uns mal etwas versuchen:
Wir haben Hunger.
Worauf basieren wir nun die Entscheidung, Wahl über Möglichkeiten, ob wir uns bloß ein Sandwich in den Hals wringen… oder ob wir eine heiße Mahlzeit zu uns nehmen?

Über Aufwand etwa? Über den Faktor Zeit? Oder über eine Lust, einen Gusto?

So.
Aufwand wäre nun eine logische Darstellung von in Kauf zu nehmenden Tätigkeiten, welche sich in beiden "Angeboten" zugegeben unterscheiden.
Ist es aber tatsächlich eine Entscheidung, die möglicherweise Schuld nach sich zieht?
Zeit. Ein menschliches Konstrukt, um sich im Leben zu orientieren. Kennt Leben tatsächlich Zeit?
Oder weshalb gehen soviele Diskussionen, Annahmen mittlerweile dahin, dass die Welt, das Universum, das Leben "allzeitlich", vielmehr ein IST sei?
Was ist Lust oder Gusto? Wird dies einzig von chemischen Reaktionen im Körper gesteuert – wie sehr hätten wir darauf bewusst Einfluss? Oder ist es doch dann eine Laune der Natur, des Lebens? Eine Schuld?

Ist die Entscheidung also… ganz an der Basis… einzig eine Ausrichtung nach menschlich geschaffenen "Parametern", anhand derer wir uns durchs Leben hangeln…? Oder träfe das Leben an und in sich neuerdings tatsächlich Entscheidungen, anstelle uns niemals nachvollziehbarer "höherer Gesetze" zu folgen…?

Erneut nun sähe ich mich veranlasst, das Beispiel mit dem 2. Weltkrieg heranzuziehen.
Was geschehen ist, ist geschehen.
Wie schon – hoffentlich deutlich genug – ausgedrückt: Abscheuliche Dinge geschahen und sind in keiner Weise gutzuheißen oder zu ignorieren!
Doch wie sehr leben wir heute noch in dem Gedanken, dass wir durch damalige Generationen und deren Handlungen/Unterlassungen noch immer Schuld trügen…?!?
Wie sehr nehmen viele dies zum Anlass, uns dies heute immer und immer wieder vorzuwerfen, zu fordern? Uns dieser "Schuld" bewusst zu werden und noch heute dafür zu "büßen"?

Ich würde an dieser Stelle auch deutlich abgrenzen wollen, zu manchen Geschehen im Heute. Grade zum Beispiel auffällig im politisch (ultra-)rechten Bereich.
Wo gewisses Gedankengut aus eherner Zeit nach wie vor hochgehalten wird. ("Herr vergib ihnen, denn sie wissen nicht wirklich, was sie da tun oder hochhalten! Hätten sie´´s selbst miterleben, darunter "leiden" müssen, würden sie´s vermutlich nicht mehr hochhalten")
Tragen diese Menschen automatisch Schuld früherer Generationen?
Oder einzig Verantwortung für das Jetzt und Heute…?


Und damit möchte ich noch kurz eingehen auf den im Beitrag des Autors eingeworfenen Begriff "Verantwortung".

Ich nämlich hatte eingeworfen, dass ich zwischen Schuld und Verantwortung klar unterscheide.
Und ich in Beziehungen zwischen Menschen niemals eine Schuld, sondern einzig eigene Verantwortung sehe.

Ich selbst kann mit dem Ausdruck einer "positiven Schuld" nichts anfangen.
Selbst wenn ich auf das Beispiel mit dem ausgeliehenen Geld zurückgriffe…

Ich habe mir Geld geliehen, Schulde also dem Verleiher dieses zurück. Mit oder ohne Leihzins.
Das ist eine sachliche Feststellung. Ein Geschäft, ein Handel. Eine Sache.
Ich erkenne darin keinerlei emotionale Verknüpfung.

Der Autor erwähnt ja nun, dass man sich dabei mies fühlte…
Kommt dieses "sich mies fühlen" nun tatsächlich aus einer "Schuldfrage" heraus…? Oder entspringt es vielmehr der in dem Sinn unangenehmen Situation, dass ich eben Geld ausleihen muss, zusätzlichen "Aufwand" betreiben muss, um dieses Geld wieder zurückzuführen? Meinen Allerwertesten also zusätzlich bewegen muss, oder auf manche Dinge verzichten muss…? Oder ist es der gesellschaftliche Makel, den man sich mit einer Geldschuld "aufbürdet"?
Wenn ich mich selbst durch "sorgloses Leben" in eine solche Situation gebracht habe, bin ich dann selbst "Schuld"? Schulde ich mir selbst etwas? Oder bin ich verantwortlich?

Was nun, wenn ich durch ein gewisses Geschehen in einen Schlamassel rutsche? Ja – im Sinne einer Resonanz könnte man nun diskutieren, inwieweit ich nicht dennoch einen Anteil am Geschehen hätte…
Jedoch wenn ich dann nun z.B. Geld ausleihen muss, um die Sache zu bereinigen… stehe ich tatsächlich in einer Schuld im emotionalen Sinn… oder einfach nur in Form eines Geldgeschäftes (Kredit), eines Handels…?


Und wie sieht das dann in Beziehungen aus?
Je enger, persönlicher… desto bedeutsamer.

Stehe ich z.B. zu meiner Partnerin, Frau… in einer Schuld…??? Womöglich aufgrund eines Gesetzes, eines Vertrages???
Stehe ich dadurch in einer Verpflichtung zu ihr? Und sei es nur unter der Annahme, sie glücklich zu machen?
Wodurch begründete sich diese Schuldfrage?
Etwa durch den benannten Ehevertrag, ein Ehegesetz… oder letztlich durch das Zusammenleben?
Lebe ich hier eine Beziehung irgendeiner menschengeschaffenen Schuldfrage – also letztlich eines ständigen Handels… oder eines Respektes, der Wertschätzung, des Lebensgeschenkes?

 

Wenn ich mir eine Definition der oftmals zitierten Verantwortung durchlese, dann beschleicht mich auch hier ein teils sehr flaues Gefühl. Denn nicht zuletzt wird diese Verantwortung dann einer zuvor zu erfüllenden Pflicht zugeordnet!

"Der Begriff der Verantwortung bezeichnet nach verbreiteter Auffassung, die Zuschreibung einer Pflicht zu einer handelnden Person oder Personengruppe (Subjekt), gegenüber einer anderen Person oder Personengruppe (Objekt), aufgrund eines normativen Anspruchs, der durch eine Instanz eingefordert werden kann.

Handlungen und ihre Folgen können je nach gesellschaftlicher Praxis und Wertesystem für den Verantwortlichen zu Konsequenzen wie Lob und Tadel, Belohnung, Bestrafung oder Forderungen nach Ersatzleistungen führen. Die Beziehung (Relation) zwischen den beteiligten Akteuren knüpft am Ergebnis des Handelns an.

Die der Verantwortung zugrunde liegenden gesellschaftlichen Normen können einen rechtlichen, religiösen, weltanschaulichen oder moralischen Ursprung haben. Die Verantwortung kann aber auch auf einem selbst gewählten Ideal als einer nur individuell gültigen Norm beruhen. Allerdings ist auch in diesem Fall der Anspruch an Wirkungen gegenüber anderen Personen oder Institutionen gebunden. Denn nur unter Einbeziehung der Mitwelt ergibt der Begriff der Verantwortung einen Sinn.[4] In jedem Fall setzt die Zuschreibung von Verantwortung die Annahme einer Handlungsfreiheit und eines wirksamen Einflusses des Handelnden auf das Handlungsergebnis voraus. Ob und in welchem Maß eine solche Selbstbestimmung gegeben ist, ist umstritten und wird in der Philosophie des Geistes kritisch diskutiert. Indem Verantwortung Rechtfertigung herausfordert, ist sie an das Vorbringen von Begründungen und die Vernunft der Beteiligten gebunden.[5] Durch ihre Orientierung an Normen und Wertungen ist Verantwortung auch ein ethisches Thema.

Wenn einer Person die Verantwortung für eine bestimmte Aufgabe oder dauerhafte Aufgabenstellung zugewiesen ist, dann wird von Verantwortlichkeit gesprochen. Während die Grundrelation des Konzepts der Verantwortung – jemand ist verantwortlich für etwas vor jemandem – wenig umstritten ist, besteht über die Ausgestaltung der einzelnen Dimensionen des Begriffs eine Vielzahl von Meinungen. Je nach Anwendungsbereich (etwa in Politik, Ökonomie, Recht, Psychologie) wird dem Begriff ein besonderer Inhalt zugewiesen. Dies gilt sowohl für den Umfang der Zuständigkeit als auch für die Gültigkeit der Normen, aufgrund deren Verantwortung zugeschrieben wird."
(Quelle: Wikipedia)

Auch hier in dieser Definition zu einem offensichtlich umstrittenen Thema, taucht wiederholt der Begriff "Handel" auf.
Ist unser Leben bzw. dessen Inhalt also in gewisser Weise immer eine Form von "Handel"…?

Was mir weiters aufstößt: Hier wird von Subjekt und Objekt gesprochen. Wir sind mit dieser Definition… um gemäß einem Handeln wohl tierisch im Objektdenken und -Handeln verhaftet. Geht es aber letztlich nicht um Menschen??? Hallooooo???  Sind wir schon so derart tief im Objektdenken=

Sind Begriffe, Definitionen, wie Schuld, Verantwortung letztlich also nur schier verzweifelte Versuche, Dinge, die mitunter auf breiterer (höherer) Ebene nicht beschreibbar sind, beschreibbar, festlegbar, zu machen?

Für mich selbst rückt dieser Begriff "Schuld" immer mehr aus dem existierenden Vokabular.
Auch hinsichtlich dem Begriff "Verantwortung" sähe ich immer weniger eine Pflicht. Es verändert sich seit geraumer Zeit zur Aufgabe… oder nochmehr zum Geschenk, dass ich an das Leben machen kann und möchte.

Eine wichtige Sache in diesem Zusammenhang allerdings…
Wenn von Schuld, der Schuldfrage, gesprochen wird, taucht nicht selten dann die Thematik der "Verzeihung", "Vergebung" auf.
Auch oft verwendet, eingesetzt im täglichen Treiben.
Doch würde ich mal den folgenden Gedanken zur Überlegung in den Raum stellen wollen:
Bedingte diese Verzeihung, Vergebung in gewisser Weise nicht, dass ich den anderen damit zum Schuldigen, zum Täter abstempelte. Ich mich in ebenso gewisser Weise also über den anderen, den "Schuldigen" erhöbe…?
Wer ermächtigte mich zu einer solchen "Handlung"?
Möglicherweise ist diese "Vergebung" also auch so eine "sprachliche Verwirrung"…?

Und noch etwas:
Was, wenn dieser dann zum "Sündenbock", also zum Schuldigen Be- und Verurteilte, diese Schuld nicht annehmen will? Wir alle kennen solche Situationen. "Schuld" fühlt sich unangenehm an!
Nein?
Wann war das letzte Mal, als man Euch irgendeiner Sache "bezichtigte"? Und sei es nur eine winzige Kleinigkeit…
Habt Ihr Euch das sofort und ohne jeglichen Widerspruch gefallen lassen?
Oder habt Ihr Euch zumindest mal verbal Luft gemacht? Entweder gleich direkt an den "Ankläger"…, oder auch "nur" über Tratsch im Kollegen-, Bekannten-, Familienkreis? Keine Gegenwehr, ja?
Es wurde also nicht angenommen.
Und sofort hinaus projiziert in die Umwelt.

Jetzt betrachten wir doch mal, was so im täglichen Geschehen passiert! In der Beziehung, in der Arbeit, im Bekannten- und Freundeskreis… bis hin zur Weltpolitik. Ständig wird zum Schuldigen erklärt. Und "zur Not" der "Bock zum Gärtner gemacht"! Die Schuldfrage steht in sämtlichen Kontexten des Lebens ständig an.
Und sei es aus einem der häufigsten Gründe: um von eigenen Unzulänglichkeiten abzulenken.
Ginge es hier also letztlich gar noch um eine Schuldfrage… oder ist sie nur ein geschickt getarntes Ablenkungsmanöver… letztlich genau jener, die in heutiger Zeit auf ihre Weise "Kriege" führen. Und mit "Kriegen" meine ich hier nicht nur tatsächliche Solche, sondern bis hin zu kleinsten Meinungsverschiedenheiten und Unbefindlichkeiten im zwischenmenschlichen Sein!


Der Autor drückte zuletzt aus, dass wir beide (er und ich) hier mitunter von verschiedener Auslegung des Wortes "Schuld" ausgingen…
Ist also schier alles einzig eine Sache der Interpretation…? Auch eine Schuldfrage…?
Es ist durchaus möglich.
So wie ich über "Verantwortung" empfinde, so mag es dem Autor auch mit der "Schuld" gehen.

Wie geht es Euch damit?


Da ich nun diesen Beitrag beschließen möchte, habe ich eine ganze Weile über die diesmalige "Hausaufgabe" zur Schuldfrage sinniert…  laugh

Ich würde in diesem Sinne in der Tat (noch einmal) einladen wollen, insbesondere mal hineinzufühlen, in Gedanken der "Schuld" und "Verantwortung"!
Nicht denken – fühlen!

Denn…
…sollte es nun doch so sein (ich sprach ja im Beitrag nur von meiner Gedanken- und Gefühlswelt), dass da in gewissen Bereichen insbesondere Schuldgefühle da sind…
…dann böte dies wiederum schon Einladung an und in sich, sich diesen Gefühlen einmal liebevoll und achtsam anzunehmen. Diesem Schuld-Empfinden auf den Grund zu gehen, welches ich als eine der möglichen "Fesseln" orte, die uns am eigenen Ich-Sein im Heute hindern können…

Und: im Sinne der Achtsamkeit lade ich Euch herzlich ein, so zummindest ein paar Tage, mal besonders auf "Schuldzuweisungen" zu achten!
Bewusst machen! Erkennen!

Denn Bewusstmachung ist der erste große Schritt zur möglichen Veränderung!

In diesem Sinne…
Habt eine schöne, erfahrungs- und entdeckungsreiche Woche!

Euer
Ernold Prinz

(Lifecoach, psycholog. Berater (i.A.), Sachbuchautor)

 

PS: Wer die Achtsamkeits-Beiträge nicht gelesen hat / erst jetzt "eingestiegen" ist…  Die Blogs sind gerne nachzulesen,zusammengefasst auf der Projekt-Seite  https://www.das-neue-ich.com/achtsamkeitstraining/

PS: Ein Direktlink zu meinem neuen Buch: Informations- und Kaufseite zur Verlagsseite von Tao.de

Bildquelle: Pixabay – Beitragsbild gesamt (C) Das Neue Ich

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert