Welche Bedeutung hat das Wort Wertschätzung für uns? Ist es nur noch ein hohler Begriff, eine Phrase…? Oder wohnt dem große Achtsamkeit, Bewusstheit, Dankbarkeit, Respekt… und eben Wertschätzung inne?


Herzlich willkommen liebe Leserinnen und Leser der Achtsamkeits-Reihe!

Heute möchte ich explizit einmal ein paar Gedanken verlieren… zu diesem Begriff Wertschätzung. Nicht zuletzt, da es im Zuge eines Austausches als Thema im Raum stand.


Was bedeutet Wertschätzung für Dich…?

Welche Gefühle erschaffen Wertschätzung für Dich…, wie äußerst Du diese…?


Eine herkömmliche Definition legt Wertschätzung aus wie folgt:
"Wertschätzung bezeichnet die positive Bewertung eines anderen Menschen. Sie gründet auf eine innere allgemeine Haltung anderen gegenüber. Wertschätzung betrifft einen Menschen als Ganzes, sein Wesen. Sie ist eher unabhängig von Taten oder Leistung, auch wenn solche die subjektive Einschätzung über eine Person und damit die Wertschätzung beeinflussen.

Wertschätzung ist verbunden mit Respekt, Wohlwollen und drückt sich aus in Zugewandtheit, Interesse, Aufmerksamkeit, Freundlichkeit. „Er erfreute sich allgemein hoher Wertschätzung“ meint umgangssprachlich: Er ist geachtet /respektiert. Es gibt eine Korrelation zwischen Wertschätzung und Selbstwert: Menschen mit hohem Selbstwert haben öfter eine wertschätzende Haltung anderen gegenüber, werden öfter von anderen wertgeschätzt, wohingegen Personen die zum aktiven Mobbing neigen, häufig ein eher geringes Selbstvertrauen damit kompensieren.
Empfangene und gegebene Wertschätzung vergrößern das Selbstwertgefühl sowohl beim Empfänger als auch beim Geber. Wertgeschätzte Personen sind, wenn sie ein offenes Wesen haben und kontaktfreudig sind, oft auch beliebt.
Ein Antonym von Wertschätzung ist Geringschätzung (sie kann bis hin zur Verachtung reichen)."
(Quelle: Wikipedia)


Gleich in den ersten Worten des ersten Satzes fällt dort eine markante Feststellung:  "…bezeichnet die positive Bewertung…"

Also… wortwörtlich bei aller Liebe, die man mit dieser Wertschätzung entgegen bringt, ist und bleibt es eine Form der Bewertung! Und wie schnell noch hat sich jegliche Bewertung oft zu einer Art "Falle" entwickelt…

Wenn ich mir also nun grade erlaube, da hineinzufühlen…
…irgendwie bleiben da nun grade doch ein wenig merkwürdige "Restgefühle"…

Nämlich dahingehend, dass – wenn auch durchaus positiv gemeint – ein Mensch zum Beispiel, aufgrund von irgend etwas bewertet wird.
In dem Fall von seinem positiven denken, sprechen, wirken zum Beispiel.
In der Definition wird zwar in der Tat ausgeführt, dass diese Bewertung "eher unabhängig" von Taten oder Leistung stattfände…

Aber was bitte ist "eher unabhängig"…?

Jetzt ganz ehrlich: in unserer heutigen, unbewussten und oft schnelllebigen Konsum- und Kapitalismuszeit… bewerten wir da tatsächlich noch etwas… "eher unabhängig" von Taten und/oder Leistung???


Weil es da unlängst mal in eine ziemlich – für mich verstörende – Diskussion ausartete, was das Thema anging, ob zum Beispiel eine Wertschätzung in Geld-Form stattfinden könne…

Ganz ehrlich: wie oft, durfte ich mittlerweile (so auch in dieser Diskussion) beobachten, dass zum Beispiel, wenn ein Arbeiter für seine Leistung bezahlt werden soll, dies höchstens als Abgeltung gesehen wird. Dafür wird er ja bezahlt.
Wenn irgendein Dienstleister seine Zeit, seine Ressourcen, seine Dienstleistung eben anbietet… dann wird eine Bezahlung einfach nur mehr als Bezahlung angesehen. Als teils notwendiges Übel.
Dass dies aber noch einen anderen, wertschätzenden Gedanken haben könnte…?

Es existieren ja mittlerweile viele Debatten um Geld, seine "verteufelte" Bedeutung, Verwendung.
Oh ja… ich wollte nicht bestreiten, dass im Laufe der menschlichen bzw. gesellschaftlichen Entwicklung Systeme erschaffen wurden, in bzw mit denen im Sinne von Geld eine Kontrolle, Machtausübung, Un-Freiheit von Menschen geschaffen wurde.
Jedoch: WER steckt denn hinter all dem?
Geld ist einzig bedrucktes Papier. Es denkt nicht, handelt nicht.
Der Mensch jedoch, der hinter diesem Papier, diesen Systemen steckt… Der tut das sehrwohl. Und oftmals nicht aus wohlgesinnten Allgemeinsabsichten, sondern sehr oft aus Mängeln und Ängsten.


Was also hat es mit der Wertschätzung auf sich?

Wo erkennen wir diese für uns? Worin erkennen wir sie?


Das irgendwie seltsam zu beobachtende, folgende "Phänomen" ist nicht von der Hand zu weisen:
Wenn etwas nichts kostet, dann liegt die "Grenze der Wertschätzung" teils bei Null! Kann ja schon mal nicht viel Wert sein…

Umgekehrt wiederum besitzt der Mensch mittlerweile oftmals eine derartige Präpotenz, dass etwas einfach gratis, kostenlos zu sein hätte! Alles Andere wäre sozusagen eine Frechheit…
Da wird dann teils sogar ein Vergleich hinzugezogen, demzufolge in irgendwelchen Ländern mit ärmsten Bevölkerungsschichten auch nichts verlangt würde, sondern diese (anbietenden) Menschen auch so über die Runden kämen…

Wie kommt es dazu?


Ist es tatsächlich so, dass z.B. ein Mensch, seine Zeit, Energie… ja was weiß ich… einfach kostenlos zur Verfügung zu stellen hätte?
Nichts als Wertschätzungsbeitrag verlangen darf?
Gar, wenn er diese seine Zeit, Energie, Engagement in Form einer beruflichen Tätigkeit anböte?

Oder noch ein weiters "Phänomen"…  erst kürzlich einer sehr lieben Kollegin "passiert":
Da hat sie einmal ihre Zeit angeboten, um einer guten Freundin beizustehen, möglichen Rat zu geben, um aus einer persönlichen negativen Situation wieder herauszukommen… Natürlich, ohne dafür explizit in Rechnung zu stellen, da ja Freundin.
Und was geschah in Folge?
Diese gute Freundin sah es offenbar ab sofort so, dass meine Kollegin weiterhin ihre Dienstleistung kostenlos zur Verfügung stellen sollte.

Thema Wertschätzung?
Fehlanzeige!

Als meine Kollegin letztlich dieses Thema dahingehend ansprach, dass Leben nicht nur aus Nehmen besteht, eine Wertschätzung ja nicht unbedingt und nur in Geld-Form "gültig" sei, sondern Wertschätzung ja doch auch verschiedene Art und Weise Ausdruck finden kann…
…da war die liebe Freundin aber sehr schnell beleidigt … und stellte den Kontakt ein.


Ein auch sehr bekanntes Beispiel… Gastronomie.
Jetzt ist da zum Beispiel ein Kellner/eine Kellnerin, der/sie sich wirklich in seinem Rahmen bemüht, einem Gast ein nettes Erlebnis zu schaffen.
Trinkgeld?
Nö. Wozu? Ist doch sein/ihr Job!
Oder wie?
Ein anerkennendes Wort?
Nö. Wozu? Ist doch sein/ihr Job!
Wertschätzung also…?


Oder als "Gegen-Part" des Leistungsangebotes… Wie sieht es denn in heutigen Arbeitsverhältnissen aus?
Ist ein Arbeiter/Angstellter tatsächlich nur mehr Nummer, "Nutzvieh", Umsatzproduzent für einen Chef, einen Arbeitgeber? Ist der gesetzliche Mindestlohn (mehr wird in der Regel ja längst nicht mehr bezahlt) "genug" Wertschätzung an den Mitarbeiter?
Er hat ja schließlich "freiwillig" den entsprechenden Arbeitsvertrag unterzeichnet, soll froh sein, dass er/sie überhaupt Arbeit hat. Ist alles also selbstverständlich???
"Benötigt" es also in den Augen vieler Verantwortlicher keiner "weiteren Wertschätzung" mehr?
Ich würde zu bedenken geben: gäbe es die Arbeiter/Angestellten nicht… na dann gäbe es auch keine großartigen Firmen… bishin zu riesigen Konzernen. Dann könnten sich da ein paar Superschlaue maximal selbst hinstellen und in ihrer One-Man-Show dahinwursteln!

Oder anderes Beispiel…  Weil immer alles auf Geld fixiert, fokussiert ist…  Wie sähe es im Sinne einer Wertschätzung aus, wenn ich als solche zum Beispiel Pünktlichkeit in den Raum stellte? Könnte diese Pünktlichkeit durchaus als Wertschätzung gesehen werden für den, der sich für mich zu einem vereinbaren Zeitpunkt,  Zeit nimmt? Und ich rede hier nicht nur von geschäftlichen Dingen, sondern durchaus auch von Privaten, Freundschaftlichen!
In diesem Kontext würde ich dann gleich noch "erweitern" wollen, was zum Beispiel die grundsätzliche Einhaltung von Terminen angeht!
Grade in einer heutigen Zeit, wo "Verbindlichkeit" offenbar nicht mehr allzu viel Bedeutung zu haben scheint, wo man in technisierter Lebensweise sozusagen immer gerne auf ein "besseres Angebot" wartet…  Wie schnell wird dann eine Vereinbarung – zum Beispiel ein Treffen – dann aus irgendwelchen Launen in den Sand gesetzt?!  Dass das Gegenüber, welcher sich nun womöglich noch extra frei genommen hat, dann "im Regen stehenbleibt"…  Entweder wird es verdrängt, oder es ist tatsächlich einfach egal. Wie verhält es sich hier mit dem Thema Wertschätzung?


Nochmal also die Frage: Wie gehen wir mit dem Thema Wertschätzung um?

Oder noch viel direkter gefragt:  Wie gehen wir mit uns selbst um???


Schenken wir – allem voran – uns selbst entsprechende Wertschätzung? Unserem Körper als tragendem Schiff durch den Fluss des Lebens?
Durften wir dies überhaupt jemals erlernen? Wissen wir, wovon ich da spreche? Wie findet sie Ausdruck?

Also ganz ehrlich: Ich durfte er erst wieder erlernen! Es war für mich keine Selbstverständlichkeit mehr.
Und – ganz den Lebensgesetzen folgend – durfte ich Wertschätzung erst bei mir selbst wirklich erfahren, bevor ich diese tatsächlich und von Herzen anderen Menschen weiterschenken konnte!


Ist – im Weiteren – Wertschätzung aber letztlich nicht auch eine Art "Grundhaltung", "Grundeinstellung", "Weltbild"… wie Liebe?

Benötige ich tatsächlich einen erkennbaren Wert, um etwas, jemanden wertschätzen zu können…? Oder vermag ich "eher unabhängig" jener Wertschätzung Ausdruck verleihen?


Muss ich selbst erst irgendwelche außerordentlichen Leistungen erbringen, damit ich mich selbst wertschätzen kann?
Oder "reicht" die tagtägliche Existenz schon aus?
Wie verhält es sich mit der Wertschätzung anderen Menschen gegenüber?
Ist deren Leben, deren Anteil an meinem Leben schon "ausreichend"…?

Gehe ich, gehst Du… also sozusagen in "Vorleistung"… tust es um des Tuns Willen…  Wertschätzung um der Wertschätzung Willen…?

Ist sie ein Teil Deiner selbst, ein Lebensausdruck?


Somit darf ich genau diese letzte Frage als Abschluss dieses Beitrages so stehen… und wirken lassen!

Ich danke Euch aufrichtig für Euer Interesse, die Zeit die Ihr Euch genommen habt, um diesem meinem Beitrag zu folgen!

So wünsche ich Euch liebe Leserinnen, liebe Leser noch viel Möglichkeit und Zeit, Eure Wertschätzung einmal zu erfühlen… und zu leben!

Euer
Ernold Prinz

(Lifecoach, psycholog. Berater (i.A.), Sachbuchautor)

 

PS: Wer die Achtsamkeits-Beiträge nicht gelesen hat / erst jetzt "eingestiegen" ist…  Die Blogs sind gerne nachzulesen,zusammengefasst auf der Projekt-Seite  https://www.das-neue-ich.com/projekt-achtsamkeit-im-taeglichen-umgang/

 

Bildquelle: Pixabay – Beitragsbild gesamt (C) Das Neue Ich

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