Ist Achtsamkeit nur eine moderne Phrase für allen möglichen Krimskrams…
…oder wohnt diesem Wort durchaus aktive Bewusstheit inne?

 

Willkommen liebe Freunde und LeserInnen zu diesem Beitrag!


Aufgrund aktuellem Anlass nun stelle ich diese eingängliche Frage ganz bewusst in den Raum!

Was ist Achtsamkeit?

 

Wie komme ich dazu?

Konkret wurde diese Frage durch eine entsprechende Äußerung, offenkundige Be- oder Verurteilung angestoßen.

Nicht nur, dass ich mir selbst immer wieder die Frage stelle, was Achtsamkeit alles bedeuten vermag. Doch erübrigt sich nicht jeglicher Gedanke, was es zu bedeuten "VERMAG"? Also reine Mutmaßung? Ist nicht viel mehr Ausschlag gebend, was Achtsamkeit für mich IST…???  Dies bedeutete ja für mich wiederum nicht, dass man mir beipflichten müsste…

Und dazu tut sich mir immer folgende Antwort auf:
Achtsamkeit ist – linguistisch Gesehen – eine ziemliche Verallgemeinerung, eine Nominalisierung. Ein doch ziemlich unspezifisches Substantiv für etwas, das jeder für sich anders auszulegen vermag.


Ein Beispiel zur besseren Verdeutlichung unseres Sprachverhaltens – betrachtet einmal folgende Sätze:

"Meine 9-jährige Tochter kam gestern durch einen Schotterstein auf der Straße vor unserem Haus, mit ihren Rollerscates zu Sturz und stieß sich den Kopf an der Stirn, an einem PKW heftig angestoßen, der da immer so blöd herumsteht".

Und nun zum Vergleich:

"Meine Tochter hatte einen üblen Unfall".


Beide Sätze bedeuten im Grunde das Gleiche, doch der erste enthält viel mehr konkrete (spezifische) Information.

Gleiches nun kann man mit jedem Satz vornehmen. Sogar mit jedem Wort!


Noch ein einfacheres Beispiel:

"Ich habe Durst."

Zum Vergleich:

"Ich habe jetzt Lust auf eine eisgekühlte Zitronenlimonade aus frisch gepressten Zitronen und Wasser, weil ich Durst habe und dies für mich das gesündeste und leckerste Getränke zum Löschen des Durstes ist!"


Fällt Euch etwas auf?

Falls nicht… stellt Euch bitte mal vor, wir würden wegen alles und jedem Ding, Gedanken, Geschehnis, jeder Absicht u.v.m. … jedes Mal eine so derart ausführliche Darlegung äußern!?!?
Und das war jetzt noch ein ganz simples Ding wie "Durst".
Jetzt versucht mal ansatzweise eine hochkomplizierte Beziehungskiste darzulegen!

Unsere Sprache also hat es sich offenbar zu eigen gemacht, die Dinge auf ein (teils absolutes) Minimum zu kürzen. Dazu zur Not auch viele Dinge zu tilgen, zu verzerren, zu quantifizieren … und noch anderes mehr.
Oder besser, konkreter ausgedrückt: Der Mensch hat das!

Was also ist Durst? Eine ziemlich allgemeine Formulierung!
Während der Eine eben Zitronenlimo bevorzugt, will der Andere vielleicht Bier, Kaffee… ja was weiß ich!?

Es gibt in unserer Ausdrucksweise also zwei verschiedene Strukturen.
Die Tiefenstruktur, die alles umfasst, was wir je zu einer Sache, einem Geschehnis, einer Person u. dgl. erfahren haben, was wir denken und fühlen. Mit etwaigen Verzweigungen, Überschneidungen.
Die Oberflächenstruktur ist dann nur noch der "klägliche" Rest, der Übrig bleibt. Das, was wir tatsächlich sagen.

Was ist also der "Umkehrschluss"?
Das tatsächlich Gesagte bietet massenhaft an Spielraum für verschiedenste Interpretation!
Denn… ob des Umfanges der Beschreibung einer Tiefenstruktur… WER macht sich denn noch die Mühe, z.B. bei seinem Gegenüber noch so lange zuzuhören, bis dieses seine innere tiefe Sicht der Dinge dargelegt hat?

Und noch einen Schritt weiter:
WER macht sich die Mühe, sich selbst noch derart ausführlich zu seiner eigenen Tiefenstruktur zu hinterfragen, zu beobachten. Dem gar Bewusstheit, Achtung und Umsetzung im Sinne einer Kongruenz zu schenken…?

Konflikt ist also mitunter schlichtweg vorprogrammiert!

Weshalb?
Nun… wir alle leben ein Leben, und doch leben wir nicht das Gleiche.
Wir sprechen – den Worten nach – von gleichen Dingen… und meinen doch etwas Verschiedenes.
Denkt nochmal an die vorigen Beispiele!

Hätte ich beim Ersten – mit dem Unfall meiner Tochter – diese kurze Darstellung als Erstes benannt: "Meine Tochter hatte einen heftigen Unfall".
Was wäre da wohl sofort an möglichen Szenarien … letztlich aber nur Vermutungen, Annahmen… in Euren Gehirnen abgelaufen? Ein sehr breites Spektrum also.
Und woher wäre dieses Szenario wohl gekommen?
Nur soviel: Ganz sicher nicht aus meiner tatsächlichen Erfahrung. Oder der meiner Tochter. Sondern aus Eurer Erfahrung – woher auch immer sich diese zusammensetzt (eigene Erfahrung, überlieferte Erfahrung von Bekannten, Freunden etc., Fernsehen, Zeitung, wie auch immer…). 

Bei der ausführlichen Beschreibung nun bekamt ihr einen ziemlich detaillierten Überblickt, über das, was – wann- wo – wie geschehen ist.


Jeder von uns hat eigene innere Landkarten, die durch äußere Beeinflussung eines Umfeldes, durch verschiedene Auffassung im Sinne unserer inneren Repräsentationssysteme, entstanden sind.

Und dann kommt da noch hinzu, dass der Konflikt an sich nicht als Chance einer Bewusstseinserweiterung gesehen wird. Sondern vielfach steht da dann ein Ego im Weg und versucht statt Brücken zu bauen, die womöglich letzten einzureißen… und sei es nur, um Recht zu haben.


Wie also sieht es nun aus mit der Achtsamkeit?

Was versteht Ihr darunter?


Könnte es sein, dass hier doch auch so eine Art "Prinzip" Gültigkeit hätte…: "Wenn ich mir selbst gegenüber nicht achtsam sein kann…, wie sollte ich es anderen gegenüber sein können…?"

Worauf kann ich achtsam sein?
Meine Gedanken zum Beispiel? Was denke ich, wie denke ich? Gebe ich ständig allem um mich herum die Schuld… oder könnte durchaus alles Geschehen in meinem Leben Reflexion meiner selbst sein? Vor allem meiner großen Unbewusstheit, die sich dann über verschiedene "Ergebnisse" im Außen spiegelt?
Sehe ich nur Negatives, begebe mich an allen möglichen Ecken und Enden in eine Opferrolle… oder wage ich, an einer Sache auch etwas Positives zu sehen – selbst wenn es mir im Moment noch nicht offensichtlich ist?

Wo lebe ich?
Bin ich eine Art Träumer, der nur in der Zukunft herumschwirrt? Oder genau das Gegenteil… hänge ich ständig in der Vergangenheit, mache diese mit all ihren damaligen Auswirkungen verantwortlich für das Jetzt?
Oder lebe ich im Jetzt… und nehme meine jetzige Verantwortung wahr? Die auch bedeuten könnte, dass z.B. Vergangenheit eben Vergangenheit bliebe… heute im hier und jetzt diese damalige Situation nicht mehr IST.


Oder wie sieht es in punkto Achtsamkeit aus… im Hinblick z.B. auf wertschätzende Kommunikation?

Klar… jetzt wäre wieder die Nominalisierung zu klären, was für jeden Einzelnen "wertschätzende Kommunikation" bedeutete…
Gehen wir aber mal offener Weise davon aus, dass wir alle dahingehend einen gewissen "Grundstock an gemeinsamer Interpretation" haben.

Wie sehr leben, praktizieren wir wertschätzende Kommunikation?

Sind wir mit Kritik sehr bald zu Hand, hauen diese unserem Gegenüber (und/oder auch uns selbst gegenüber) sofort um die Ohren. Mit entsprechendem Ton vielleicht noch dazu?
Oder kommunizieren wir wertschätzend?

Hier gleich wieder ein Quer-Ansatz zur Vergangenheit: sollten wir nicht wertschätzend kommunizieren… woher kommts? Von einer ehemaligen Anpassung durch entsprechendes Umfeld?
Gut. Aber Vergangenheit ist eben nicht mehr heute. Wir können Verantwortung übernehmen für damals, dass wir es eben so erlernt, kopiert haben. Punkt. Es war so. Wir können aber auch Verantwortung übernehmen im Jetzt, eben z.B. genau hier Achtsamkeit walten zu lassen, zu beobachten… und zu verändern! Wir leben im Jetzt – "hier spielt die Musik!"

Das menschliche Gehirn bewertet in sehr vielen Situationen … wohl wahr.
Doch ist zum Beispiel eine solche achtsame Bewertung eigenen Denkes und Verhaltens nicht mitunter nützlich? Hebel zu einer Veränderung?
Wer wird da wohl die Verantwortung dafür tragen?
Der Partner, der Kollege, der Chef, die Politiker, der Pabst, Gott…?


Achtsamkeit kann also in so schier unendlich vielen Dingen gesucht und gefunden werden.

Achtsamkeit ist in meinen Augen also nicht nur eine Möglichkeit, Chance, Dinge zu beobachten, zu analysieren, zu separieren.
Sie kann auch ein schöner Weg der Begegnung, der Zuwendung sein. Eine wundervolle Gelegenheit des Dankes.

Falls jemand noch mal genauer nachlesen möchte… hier die gängige Definition von Achtsamkeit:  https://de.wikipedia.org/wiki/Achtsamkeit_(mindfulness)


Ist Achtsamkeit also tatsächlich nur eine totgedroschene Modephrase…?
Oder wohnt ihr – so ich mich drauf einlasse – doch tiefe Bedeutung, Chance inne?

Vermag Achtsamkeit nicht nur leeres Wortgeplänkel…, sondern Orientierung auf das Erleben im Jetzt sein, welche durch Neugier, Offenheit und Akzeptanz begleitet ist…?


Ich für meinen Teil schaffe mir meine Achtsamkeit.Achtsamkeit
Wie darf die Eure aussehen…?

In diesem Sinne wünsche Euch eine geniale Woche voller achtsamer Momente!

Euer Prinzerl


PS:  
In Kürze möchte ich ein kleines Projekt zur "Achtsamkeit" starten. Nähere Infos dazu findet ihr hier:  Projektbeschreibung/-erklärung

 

Bildquelle: Pixabay

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert